RISE with SAP unter der Lupe: Was Unternehmen wirklich wissen müssen

Jochen Mertz

RISE with SAP ist ein von SAP entwickeltes Angebot, das Unternehmen bei der Modernisierung ihrer IT-Landschaften unterstützt. Es beinhaltet die SAP S/4HANA Cloud als Herzstück und bietet darüber hinaus eine Vielzahl von Services, wie beispielsweise Beratung bei der Anpassung von Geschäftsprozessen, technische Upgrades und Managed Services für den Betrieb der Lösung. Durch die Migration in die Cloud ermöglicht RISE with SAP eine hohe Flexibilität und Skalierbarkeit, um schnell auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren zu können. Unternehmen können ihre Geschäftsprozesse schneller optimieren. Allerdings erfordert eine erfolgreiche Umsetzung eine sorgfältige Planung und die Berücksichtigung spezifischer Unternehmensanforderungen.

Die digitale Transformation ist für viele Unternehmen ein Muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit RISE with SAP bietet SAP ein umfassendes Angebot, um bestehende On-Premise-ERP-Systeme in die Cloud zu migrieren und gleichzeitig die Geschäftsprozesse zu modernisieren. Doch obwohl RISE with SAP als "Rundum-Sorglos-Paket" vermarktet wird, bleibt für viele Kunden eine zentrale Frage offen: Wer übernimmt die täglichen SAP-Basis-Aufgaben?

Erfahren Sie in diesem Blog mehr über die Hürden bei einer Einführung von RISE with SAP und seine Bedeutung für Unternehmen in der Praxis.

Die Realität für RISE-with-SAP-Kunden: Mehr Eigenverantwortung als gedacht

Viele Unternehmen, die auf RISE with SAP setzen, erwarten, dass SAP den Großteil der technischen Aufgaben übernimmt. Doch in der Praxis zeigt sich, dass SAP-Basis-Aufgaben weiterhin in erheblichem Umfang von den internen IT-Teams der Kunden erledigt werden müssen.

RISE-with-SAP-Kunden bleiben auch nach der Migration in die Cloud weiterhin verantwortlich für kritische Aufgaben wie:

  • Systemüberwachung
  • Updates und Patches
  • Performance-Optimierung
  • Security

Diese Aufgaben können entweder als zusätzliche kostenpflichtige Dienstleistungen bei SAP beauftragt, intern abgedeckt oder bei einem Managed Service Provider bezogen werden.

„Optionale Services“, „zusätzliche Services“ und „Cloud Application Services (CAS)“ – was die SAP neben den Standardservices anbietet

Im Rahmen des Angebots RISE with SAP bietet SAP verschiedene Servicekategorien an, die über die Standardleistungen hinausgehen.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Services für RISE-with-SAP-Kunden:

Standardservices:

Der Service-Katalog der Standardservices ist sehr groß und als Interessent für RISE with SAP ist es wichtig, im Vorfeld zu erarbeiten, welche Services von der SAP im Standard durchgeführt werden, aber auch welche Einschränkungen es bei diesen gibt.

Generell kann man die Standardservices wie folgt zusammenfassen:

  1. Infrastructure Management
    Die SAP hat die Hoheit über die Infrastruktur der Systeme und somit auch über das Betriebssystem. Viele Services, wie zum Beispiel das automatisierte Monitoring oder auch die Analyse von SAP Shortdumps ist im Standard eingeschränkt auf die Infrastruktur.
  2. Software und Support
    Von jeher ist dies die Domäne der SAP. Trotzdem muss auch hier genau geprüft werden, welche SLAs vertraglich vereinbart werden und wie der Support von der SAP geliefert wird. Je mehr man hier hinterfragt, umso weniger Überraschungen erlebt man im Betrieb!
  3. Database Management
    Die Verwaltung der SAP-HANA-Datenbank ist hier vollständig in der Verantwortung der SAP. Dies betrifft sowohl das Patching als auch die Upgrades der Datenbank.
  4. Sicherheitsservices
    Im Standard erhalten Kunden hier Datenverschlüsselung und Sicherheitsupdates. Aber gerade bei den Sicherheitsupdates muss man als Kunde genau hinschauen. So sind zum Beispiel nur SAP Security Notes für die SAP Basis, nicht aber für die Applikation beinhaltet. Security Patches für das Betriebssystem sind zudem vollständig ausgeschlossen und müssen vom Kunden selbst oder einem Dienstleister seiner Wahl eingespielt werden.
  5. Backup Services
    Diese Services werden vollständig durch die SAP gemanagt.

Optionale Services

Optionale Services sind nicht in den Standardleistungen enthalten und können auch nicht von den Cloud Application Services (CAS) abgedeckt werden.

Für Kunden bedeutet das:

  • Sie können diese Services bei Bedarf zusätzlich auswählen
  • Es fallen zusätzliche Gebühren an
  • Die Services müssen vertraglich separat vereinbart werden
  • Nur SAP kann diese Services erbringen

Zusätzliche Services

Zusätzliche Services umfassen einmalige Aufgaben, die weder von den Standard- noch von den optionalen Services oder CAS abgedeckt sind.

Für Kunden gilt:

  • Sie können bei Bedarf gewählt werden
  • Es entstehen zusätzliche Kosten
  • Nur SAP kann diese Services durchführen

SAP Cloud Application Services (CAS)

CAS sind ergänzende Services, die gegen Aufpreis verfügbar sind.

Wichtig für Kunden:

  • SAP Cloud Application Services können proaktiv oder reaktiv von SAP erbracht werden
  • Sie decken keine Erweiterung, Verkleinerung oder Veränderung der bestehenden Kundenlandschaft ab
  • Kunden müssen viele Aufgaben selbst durchführen, wenn sie das Serviceangebot nicht nutzen

Kundenverantwortlichkeiten

Trotz des umfangreichen Serviceangebots verbleiben viele Aufgaben in der Verantwortung der Kunden:

  • Überprüfung und Analyse der relevanten Aufgaben für ihre IT-Umgebung
  • Auswahl der benötigten Services in Abstimmung mit SAP-Experten
  • Erfüllung der in der SAP-Roles&Responsibilty-Matrix beschriebenen Verantwortlichkeiten
  • Bereitstellung ausreichender Fachkräfte und Ressourcen
  • Einrichtung und Wartung der Infrastruktur für Supportanfragen
  • Zeitnahe Bearbeitung von Anfragen für Nicht-SAP-Produktsupport

Nicht zuletzt ist es für angehende RISE-with-SAP-Kunden wichtig, bereits vor Vertragsunterzeichnung intensiv den rund 1.500 Services umfassenden Service-Katalog zu studieren. Hier gilt es, auch die Standardservices, die vermeintlich eine umfangreiche Abdeckung der notwendigen Basisaufgaben ausweisen, genau ins Auge zu fassen und die dabei häufigen Einschränkungen der Standardservices mit den eigenen Anforderungen in Einklang zu bringen.

Beispiele von Standardservices und deren Einschränkungen

  • Systemüberwachung: Umfasst nicht die Überwachung von Lösungen, die Kundenkonfiguration, Schnittstellen, Verbindungen und Jobs
  • ABAP Dumps: Es werden nur Dumps im Zuständigkeitsbereich der SAP analysiert und behoben, Anwendungsprobleme bleiben in der Verantwortung des Kunden
  • Batch-Jobs: Eingeschränkt auf SAP-Standard-Jobs, keine Anwendungsjobs
  • SAP Security Notes: Eingeschränkt auf SAP Basis, keine Security Notes mit Bezug zur Anwendung im Standard

Die aufgeführten Beispiele zeigen, dass es wichtig zu wissen ist, welche Einschränkungen es in den Standardservices gibt und zu evaluieren, welche zusätzlichen Services noch hinzugebucht werden müssen, um eine vollständige Abdeckung der Kundenanforderungen zu erzielen.

Neben den oben genannten Service-Angeboten der SAP ist es aber auch wichtig, die von der SAP ausgeschlossenen Aufgaben im Service-Katalog zu betrachten. So ist dort zum Beispiel zu finden, dass die SAP nur initial die von ihr ausgelieferten Linux Betriebssysteme mit aktuellen Security Patches bereitstellt. Danach liegt die Aktualisierung der Security Patches auf dem Betriebssystem in der Verantwortung des Kunden!

Vom Techniker zum Service Manager: Die neue Rolle der SAP-Administratoren

Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Veränderung des Tätigkeitsfelds der SAP-Administratoren. Während sie früher tief in technische Aufgaben involviert waren, besteht ihre Hauptaufgabe nach der Migration häufig darin, Tickets an SAP zu erstellen und zu pflegen. Diese Tickets dienen der Kommunikation mit dem SAP-Support und sind notwendig, um Probleme im ERP-System zu lösen oder Anpassungen vorzunehmen.

Für viele Administratoren entspricht dies jedoch nicht ihren beruflichen Erwartungen. Statt sich mit technischen Herausforderungen auseinanderzusetzen, verbringen sie nun einen Großteil ihrer Zeit mit formalen Kommunikationsprozessen. Dies führt nicht selten zu Frustration und einem Gefühl der Entfremdung ihrer eigentlichen Arbeit.

Warum die Ticket-basierte Kommunikation mit SAP frustriert

Ein weiterer Aspekt, der häufig als Nachteil von RISE with SAP genannt wird, ist die Ticket-basierte Kommunikation mit dem SAP-Support. Diese Form der Interaktion wird von vielen Kunden als unpersönlich und zeitaufwendig empfunden:

  • Langsame Reaktionszeiten: Unternehmen berichten von Verzögerungen bei der Bearbeitung ihrer Tickets. Dies kann den Betrieb beeinträchtigen und zu längeren Ausfallzeiten führen.
  • Fehlende Transparenz: Das Ticketsystem wirkt für viele Kunden wie eine Blackbox. Es ist oft unklar, wo genau ein Problem liegt – ob in den eigenen Systemen oder in der Cloud-Infrastruktur von SAP.
  • Sprachbarrieren: In einigen Fällen stehen nur englischsprachige SAP-Support-Mitarbeiter zur Verfügung, was zu Missverständnissen führen kann – insbesondere bei komplexen technischen Problemen.
  • Wechselnde SAP-Support-Mitarbeiter: Wenn Tickets zum selben Thema von unterschiedlichen Support-Mitarbeitern bearbeitet werden, führt es durch fehlenden Austausch und unzureichender Übergabe nach Arbeitsende zu unzureichender Bearbeitung der Aufgaben.

Stimmungsbilder aus der Community

In verschiedenen Online-Foren und Diskussionsplattformen wie Reddit und der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zeigt sich ein gemischtes Bild bezüglich RISE with SAP. Viele Nutzer berichten von Herausforderungen bei der Implementierung und dem täglichen Betrieb. Häufig genannte Punkte sind:

  • Unklarheiten bezüglich der Verantwortlichkeiten zwischen SAP und dem Kunden
  • Frustration über die eingeschränkte Flexibilität bei individuellen Anpassungen
  • Bedenken hinsichtlich der langfristigen Kostenentwicklung
  • Positive Erfahrungen mit der verbesserten Performance und Skalierbarkeit

Diese Stimmungsbilder unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung und realistischen Erwartungshaltung bei der Entscheidung für RISE with SAP.

Beratung und individuelle Lösungsfindung

Angesichts dieser Herausforderungen suchen viele Unternehmen nach Alternativen oder ergänzenden Dienstleistungen zu den CAS-Services von SAP. Claranet bietet hier nicht nur technische Unterstützung durch erfahrene Experten an, sondern auch eine persönliche Beratung, um gemeinsam mit dem Kunden die beste Lösung für dessen spezifische Anforderungen zu ermitteln.

Dabei legt Claranet besonderen Wert auf:

  • Eine klare Kommunikation ohne rein formale Prozesse
  • Die Möglichkeit eines direkten Austauschs mit persönlichen Ansprechpartnern
  • Flexibilität bei individuellen Anforderungen jenseits standardisierter Lösungen

Bereit für den nächsten Schritt?

RISE with SAP ist mehr als nur eine Technologie – es ist eine Transformation. Doch die Umsetzung birgt viele Fragen: Wer übernimmt welche Aufgaben? Wie gewährleiste ich einen reibungslosen Betrieb?

Berücksichtigen Sie auch, dass der Wechsel vom „Eigentümer zum Mieter“ langfristige Abhängigkeiten schaffen, die wohl bedacht sein wollen.

WIr helfen Ihnen, diese Fragen zu beantworten. Mit unserer Expertise und unseren umfassenden Services begleiten wir Sie auf Ihrem Weg in die Cloud und sorgen für eine erfolgreiche Implementierung von RISE with SAP.

Vereinbaren Sie eine individuelle Beratung und entdecken Sie unsere RISE-with-SAP-Pakete.

RISE with SAP - Managed Services

Geschrieben von Jochen Mertz - Senior Technical Account Manager für SAP Managed Services

Jochen Mertz ist Senior SAP Solution Architect für SAP Managed Services bei Claranet und seit über 20 Jahren in der SAP-Welt zuhause. In unzähligen Managed Services-Projekten rund um die Beratung, Implementierung und den Betrieb steht er bekannten Unternehmen mit seinem SAP-Wissen zur Seite. Als Ansprechpartner vermittelt er hochkomplexe Inhalte rund um SAP Managed Services stets verständlich und nachvollziehbar.